10. Tag
Sonntag 13. Oktober / 10. TagHerbst 2013Km Start: 89`008
Km End: 89`414
Total: 406Sonntag, 13.10.2013
*kikeriki* tönt es aus dem Garten von Enzo, aha Zeit aufzustehen. Mit einem Auge blinzle ich, dunkel! Ich blinzle mit zwei Augen auf mein Handy: 5.00… ganz bestimmt NICHT Zeit aufzustehen. Ich drehe mich, stopfe einen Ohrstöpsel ins Ohr (der Hahn gibt nämlich keine Ruhe!) und das Nächste was ich höre, ist das Geknatter von Charly`s Motorrad, er geht Brot holen. Nun ist es Zeit aufzustehen! Den Hahn könnten Noemi und ich *würg und dreh…*, denn seinen frühen Weckruf spüren wir noch den ganzen Tag! (Und übrigens legen Hühner auch ohne Hahn Eier, also ist er sowieso völlig unnötig!). Nach einem feinen Frühstück, wobei eigentlich nur die Jungmannschaft isst, unsere Bäuche sind immer noch proppenvoll, räumen wir ein und verabschieden uns von Miani`s. Unser nächstes Ziel ist L`Aquila. Bestimmt sagt ihr euch nun:“ das hab ich auch schon gehört!?“ Richtig! Vor vier Jahren war L`Aquila das Epizentrum des grossen Erdbebens in Italien. Noemi behandelt dieses Thema im Moment in der Schule und im Reiseführer steht, dass es den Einwohnern dort gut tut, wenn Touristen kommen, und so haben wir uns, trotz anfänglichen Bedenken, entschlossen diesen Ort zu besuchen. Fotos werden wir keine machen, da uns dies doch etwas pietätlos scheint. Wir haben etwa 50 km Weg vor uns und sind gespannt ab wann wir die Auswirkungen des Erdbebens sehen werden. Etwa 20 km vor dem eigentlichen Epizentrum beginnt das Bild sich zu verändern. In den Orten sieht man von nun an entweder Häuser, die neu verputzt sind, oder dann Häuser mit Rissen. Als wir in L`Aquila selber ankommen, bin ich erstaunt. Ich habe mir diesen Ort auf Grund der Fernsehbilder klein und mit alten Steinhäusern vorgestellt. Einerseits merken wir, dass wir angekommen sind, da ein rechtes Stück vor dem eigentlichen Ort ganze Siedlungen neu und im selben Stil aufgebaut wurden. Hier wohnen die Menschen, deren Häuser zerstört wurden. Andererseits ist es etwas irritierend, dass man an der Peripherie von L`Aquila eigentlich nichts vom Erdbeben erkennen kann, ausser dass alles neu verputzt ist. Wir fragen uns, ob diese Häuser wohl grundsätzlich erdbebensicherer gebaut wurden. Das Bild ändert sich aber schlagartig, als wir zu Fuss in die historische Altstadt spazieren. Alles ist verlassen, nur in einigen Gebäuden haben inzwischen, immerhin ist das Unglück vor gut vier Jahren geschehen, wieder Geschäfte und wenige Restaurants geöffnet. Die oberen Stockwerke sind allesamt leer, da unbewohnbar. Die Häuser werden gestützt und nur an einigen wenigen Orten kann man etwas von einem Wiederaufbau oder Renovationen erkennen. Die ganze Atmosphäre hat etwas bedrückendes, und wir versuchen uns vorzustellen, wie das an diesem verheerenden Tag wohl gewesen sein mag. Ziemlich ruhig und nachdenklich gehen wir zurück zum WoMo und brauchen bei der Rückfahrt alle etwas Zeit um diesen Besuch zu verdauen.
Nun geht es Richtung Adriaküste, einmal wollen wir doch erleben (Zum Glück ist Nebensaison!), wie es aussieht, dort, wo „man“ in den Strandurlaub fährt. Als Erstes fahren wir durch Giulianova. Dort war ich selber als Kind einmal im Urlaub, und wenn es einen Trevibrunnen hätte und ich damals eine Münze hineingeworfen hätte, würde sich nun die Prophezeiung des Brunnens erfüllen, ich bin wieder da! Es hat aber keinen Brunnen und auch sonst nicht wirklich etwas sehenswertes, und so fahren wir der Küste entlang Richtung Ancona. Auf dem GPS sehe ich ganz viele Campingplätze! Am Anfang diskutieren wir noch, auf was wir schauen: Meeranschluss, schön, nicht an der Hauptstrasse, usw …., aber nachdem dritten, vierten und fünften geschlossenen Tor, reduzieren wir unsere Ansprüche auf: bitte offen, aber auch dieser bescheidenen Wunsch wird leider nicht erfüllt. Schlussendlich landen wir auf einem Stellplatz in einem verlassenen Touristenort in einem Städtchen, dessen Namen völlig unwichtig ist, da es nichts ausser einem Yachthafen hat. Was nun? Bleiben wir und schlagen die Zeit zu Tode (oder nur die Mücken, die uns innert kürzester Zeit bestimmt hundert Mal gestochen haben)? Oder setzen wir 10 Euro (=Parkplatzgebühr für 24 Stunden) in den Sand und reisen weiter?
Wir entscheiden uns für Letzteres, räumen alles wieder ein (der Parkplatzwächter denkt bestimmt „die spinnen die Schweizer) und fahren weiter bis Rimini. Rückblickend einer der guten Entscheide auf unserer Reise. In Rimini landen wir auf einem schönen Stellplatz bei einem äusserst netten Parkplatzwächter direkt neben der Altstadt (ja richtig gelesen, Rimini hat tatsächlich einen alten, ursprünglichen Teil!), bekommen GRATIS einen Stadtplan und viele gute Tipps, was wir alles machen können, und so ist unser Abend gerettet. Noemi und Klaus kochen das Abendessen während ich schreibe und danach geht’s ab in die Heja… nachdem ich das erste Mal in diesen Ferien im WoMo geduscht habe, was nicht enger ist als in der Koje auf dem Kreuzfahrtschiff, und dort habe ich das jeden Tag gemacht.
PS: ich glaube unsere technischen Geräte, Batterien und sonstigen Dinge spüren, dass ich ein PS in ihrem Erziehungssinne führe. Sie funktionieren alle und strecken mir die Zunge raus und machen *ätschbätsch* ;)